Wenn Frau Oberbürgermeisterin auf den „austarierten Prozess“ seit zwei Jahren verweist, dann ist das ihre Sicht der Dinge, die nicht alle Bürger teilen, auch wenn dies die Vertreter von SPD, den Grünen und die Freien Wähler im Gemeinderat taten. Der austarierte Prozess begann schon 2012 als die Verwaltung den „Sachlichen Teilplan Windenergie“ ohne jegliche Beteiligung und Vorinformation der Bürger vorlegte. Eine Fortsetzung erlebte er mit dem Bürgerempfang 2014, bei dem als Gastredner Herr Franz Alt seine Vorstellungen zum Einsatz der Wind- und Sonnenenergie darlegte. Derselbe Redner, dem die Sonne keine Rechnung schickt, war auch zum ersten Energieforum als Keynote-Redner geladen. Beim zweiten Energieforum sprach ein Vertreter von AGORA, einem grünen Thinktank. Zu keinem Zeitpunkt war ein Vertreter der Gegenseite für einen Vortrag eingeladen. Und obendrein: fand eine von der Gegenseite organisierte Veranstaltung statt, blieben die eingeladenen Vertreter der Stadt und der Grünen fern. In all den Jahren erfolgte eine systematische Indoktrination der Bürgerschaft.
War zu Beginn der Kampagne noch die Rede von der Klimarettung, vom Beitrag der Stadt zur ausgerufenen Energiewende und zur CO2-Minderung, ist heute nur noch die Rede vom schnöden Mammon. Da kommt das „unverhofft“ aufgetretene Haushaltsloch auch noch wie gerufen. Aber so „unverhofft“ wie getan wird, kommt es nicht, denn bereits bei der Haushaltsplanung 2024 wurde festgestellt:
Bereits in der Finanzplanung des Haushaltsplans 2023 war absehbar, dass ab 2025 eine spürbare Unterdeckung im Ergebnishaushalt zu erwarten ist. Diese Befürchtung bestätigt sich in der aktuellen Finanzplanung und verschärft sich bei der Betrachtung der Jahre 2026 und 2027. Das Zeitfenster für strukturelle Änderungen wird immer kürzer und muss notwendigerweise angegangen werden.
Nun ist es sicherlich nicht verwerflich, zu prüfen, wo sich Finanzquellen auftun. Verwerflich ist aber auf jeden Fall, dafür den eigenen Wald zum Bau von Windkraftanlagen zu verpachten. Solche Industrieanlagen gehören nicht in den Wald, der für viele Bürger ein Naherholungsgebiet ist. Abgesehen davon, dass nach dem neuen Waldzustandsbericht die deutschen Wälder in einem besorgniserregenden Zustand sind, verschlechtert der Bau von Windkraftanlagen im Wald diesen Zustand noch mehr. Die geplanten Monster mit ihrer Höhe von über 260 Meter erfordern eine Ausweitung klimakritischer Freiflächen sowohl für ihre Fundamente, für eine Kranstellfläche und die Zuwegung, da in der Regel das gegebene Wegenetz ungeeignet ist und den langen Bauelementen angepasst werden muss. Die durch die Anlagen erzeugte Luftverwirbelung führt der weltweiten Erfahrung entsprechend zu einem trockeneren und heißeren Mikroklima, kontraproduktiv für den Wald als Klimaregulator.
Die vom Kämmerer genannten Pachteinnahmen von 150.000 Euro pro Windrad sind mehr Wunschdenken als reelle Zahlen. Noch hat die Stadt keinen Projektierer und keinen Gestattungsvertrag, in dem die Pachtsumme vereinbart ist. Und zum anderen gibt es eine Veröffentlichung von Deutsche Windguard „Kostensituation der Windenergie an Land, Stand 2024“ aus der hervorgeht, dass bei in Betrieb genommenen Anlagen der Jahre 2024 und 2025 die Pachtzahlung bei 19 € pro kW liegt. Bei einer Anlage mit 7200 kW macht das ca. 137.000 Euro im Jahr. Die Pacht fließt aber erst, wenn die Anlagen laufen. Eine Inbetriebnahme der geplanten Monsteranlagen wird aber erst nach 2030 erfolgen und ab dann möglicherweise einen Beitrag zum Stadthaushalt leisten können. Bei 4 Windkraftanlagen auf städtischem Gebiet könnte dieser Beitrag zusammen mit der Gemeindeabgabe bei etwa 0,6 Mio. Euro pro Jahr liegen. Verglichen mit der Gesamtsumme des Haushalts von ca. 160 Mio Euro bewegt sich dieser Beitrag im Unsicherheitsbereich der Haushaltsplanung und steht in keinem Verhältnis zur Zerstörung des Waldes und der schönen Kraichgauer Kulturlandschaft.